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Sex in der Schwangerschaft und nach der Geburt

Sex während der Schwangerschaft

Endlich. Es ist soweit! Es hat geklappt, das Ei wurde befruchtet, teilt sich nun unaufhaltsam und wird täglich größer. Die werdenden Eltern sind begeistert. Sie beobachten akribisch jede Veränderung an Mutter und Kind.

Sie freuen sich, schmieden Pläne und wachsen im besten Fall noch weiter zusammen. Eine Schwangerschaft ist wie ein Projekt, das sich über zehn Monate entwickelt, um dann in einem großen Finale ein neues Leben in die Welt zu katapultieren.

Das neue Leben bezieht sich allerdings nicht nur auf das Kind sondern auch auf die besonderen Umstände, unter denen sich ab jetzt die Eltern befinden. 

Auch hier gibt es umwälzende Veränderungen. Beides, Schwangerschaft wie auch Elternschaft, beeinflussen unsere Lust und unser Liebesleben. ​Zu wissen, worauf sie sich einstellen müssen, ist für Eltern ​sehr hilfreich.

Die Geburtenzahlen steigen wieder an

Dass Kinder wieder im Kommen sind, zeigt ein Blick auf das statistische Bundesamt: 2016 sind 55.000 Babys mehr als im Jahr zuvor geboren worden.

Drei Gründe werden für diesen Anstieg verantwortlich gemacht: 

  1. Es gibt derzeit ganz einfach mehr Frauen im Alter zwischen 25 und 39, die Kinder gebären können und möchten. Das hat zum einen mit den geburtenstarken Jahrgängen der Baby-Boomer-Nachkommen zu tun als auch mit der Zuwanderung.
  2. Diese geburtenstarken Jahrgänge der späten 70er und 80er Jahre sind zwar spät dran, nutzen aber die gerade günstigen Rahmenbedingungen für eine jetzige Familiengründung.
  3. "Bei den ausländischen Müttern gab es vor allem durch Rumäninnen, Bulgarinnen und Syrerinnen einen deutlichen Geburten­zuwachs." So das statistische Bundesamt.

55.000 zusätzliche Schwangerschaften (wenn wir hier einmal die Mehrlingsgeburten statistisch vernachlässigen) werfen 55.000 mal mehr die Frage auf, wie das nun während und nach dieser Zeit mit dem Liebesleben aussieht.

1. Sex während der Schwangerschaft

Schwangerschaftstest

Beginnen wir am Anfang. Die Frage, wie ein Kind gezeugt wird, ist an dieser Stelle bereits geklärt.

Sex ist eine wunderbare Erfindung der Natur und macht den meisten von uns Spaß.

Während jedoch die einen vom rosa Streifen völlig überrascht werden, weil sie entweder nicht mit einer Schwangerschaft oder der Geschwindigkeit der natürlichen Vorgänge gerechnet hatten, haben die anderen vielleicht schon eine lange Odyssee hinter sich. 

Sex mit der Aufgabe, ein Kind zu zeugen, kann in Stress ausarten und der Lust den Garaus bereiten. Jedes fünfte Paar bleibt heute ungewollt kinderlos und nicht immer sind die medizinischen Bemühungen von Erfolg gekrönt. Wenn sich dann doch noch eine Schwangerschaft einstellt, befindet sich das Paar im Ausnahmezustand. Nichts, aber auch nichts darf diese Leibesfrucht gefährden. Aber auch die anderen stellen sich die Frage, ob Sex gut für das Kind und die Mutter sind.

​Kann Sex dem Baby schaden?

​Nein! Manche werdenden Eltern stellen sich vor, dass der Penis das Baby anstubst. Oder sie befürchten das erste, was ihr Kind auf dieser Welt sähe, wäre dieser besondere Körperteil des Vaters. ​Letzteres ist irrational, trotzdem drängt sich dieser Gedanke förmlich auf. Aber das Baby kann natürlich nichts sehen, selbst wenn sich ab der 26. Schwangerschaftswoche die Augen öffnen. Zudem ist es durch die Gebärmutter und das Fruchtwasser bestens geschützt. Das Hin- und Herschaukeln durch die Stoßbewegungen kann für das Kind sogar sehr angenehm sein. Immerhin ​lieben Babys ja auch später ​das Schaukeln im Kinderwagen oder auf dem Arm der Eltern.

​​Dem Ungeborenen kann Sex in der Regel nicht schaden. Es sei denn, die Schwangerschaft verläuft nicht nach Plan. Darauf wird ​bei Untersuchungen sehr genau geachtet. In dem Fall gibt es ​ärztliche Empfehlungen, die befolgt werden ​sollten. Eine solche Anweisung könnte sein, auf den Geschlechtsverkehr zu verzichten. Zum Glück bietet Sex aber noch viele andere sinnliche und befriedigende Möglichkeiten!

​Die drei Luststadien während der Schwangerschaft

​Die Lust und die sexuellen Aktivitäten verändern sich während des Schwangerschaftsverlaufs. ​Natürlich gibt es individuelle Unterschiede, jedoch lassen sich drei Stadien beschreiben:

  • Das erste Schwangerschaftsdrittel (1.Trimenon) ist die kritischeste Phase: In dieser Zeit besteht die Gefahr, dass sich der Embryo nicht richtig einnistet und verloren geht. Außerdem ist dies die Zeit der größten Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit, Sodbrennen oder Verstopfung. ​Zudem kommt es bei jeder vierten bis sogar zweiten Frau zu Schmerzen beim Verkehr. Das alles trägt dazu bei, dass viele Paare eher vorsichtig sind, sich hier und da Hemmungen vor erotischen Aktivitäten ​einstellen können und die sexuelle Aktivität wenn dann eher abnimmt.
  • Das zweite Schwangerschaftsdrittel (2. Trimenon) ist die lustvollste Phase: Das Baby ist soweit entwickelt und muss jetzt vor allem wachsen. Und so wächst auch der Bauch der Frau. Das Baby beginnt sich sicht- und fühlbar zu bewegen. Was sich damit auch verändert, ist das Bewusstsein der werdenden Eltern. Zum einen verringern sich die Schwangerschaftsbeschwerden und zum anderen können starke Gefühle für die Weiblichkeit und Fruchtbarkeit aufkommen. Und zwar auf beiden Seiten. Das kann durchaus für große Lust aufeinander sorgen!
  • Das dritte Schwangerschaftsdrittel (3. Trimenon) ist eher etwas beschwerlich für die Schwangere. Das Baby ist so weit entwicklt, dass es als Frühgeburt überleben kann. Mit Sodbrennen, Rückenschmerzen oder Wassereinlagerungen kommen neue körperliche Beschwerden auf. Sex kann durchaus ​stattfinden. Er verändert sich jedoch, da nicht mehr alle Stellungen problemlos möglich sind. Die Partnerin kann in dieser Zeit auch ein erhöhtes Bedürfnis nach Zärtlichkeiten und Nähe statt nach Penetration haben. ​

​​​Mehr Lust oder weniger Lust?

​Während der ersten zwei Drittel der Schwangerschaft wird der Beckenbereich stärker durchblutet, nimmt die Lubrikation (das Feuchtwerden) zu und werden die Brustwarzen empfindlicher. Das kann bei einigen Frauen zu mehr Lust führen. Bei anderen wirkt es sich gerade umgekehrt ​aus, da sie Berührungen als unangenehm empfinden. Das wiederum kann ​in Verbindung mit der persönlichen Einstellung gegenüber Sex und dem eigenen Körper ​stehen. Wenn eine Frau auch vor der Schwangerschaft schon weniger Lust hatte oder mit den Veränderungen ihres Körpers nicht zurechtkommt, kann sich das hemmend auswirken. Hier ist der Partner gefragt, der seine Partnerin emotional unterstützen und ihr den nötigen Halt geben kann. ​

Eine Frau, die ihre neue Form der Weiblichkeit und auch ihren Körper annehmen kann, wird auch diese Zeit lustvoller erleben.

​Jede zehnte Frau verzichtet nach Bekanntwerden der Schwangerschaft auf den Geschlechtsverkehr, während die Mehrheit der Paare bis zum siebten Schwangerschaftsmonat weiterhin miteinander schläft ​(Angelika Eck, 2016).

​Welche Stellung ist die Beste?

Welche Stellung in der Schwangerschaft?

​Während im 2. Trimester noch alles möglich ist, muss sich das Paar im Laufe der Zeit mit dem immer runder werdenden Bauch der Mutter arrangieren. Letztendlich ist alles möglich, was für beide angenehm ist. Und dabei fällt die beliebte Missionarsstellung mit dem tiefen Blick in die Augen ab einem gewissen Zeitpunkt leider hinten über. ​Auf dem Bauch zu liegen wird für die Partnerin ebenfalls beschwerlich. Dafür ist der Vierfüßlerstand besonders gut geeignet. Mit diesem sind vielen Frauen ​schon vom Pilates oder Yoga her vertraut. Wunderbar, wenn der Partner dabei den Bauch oder die Brüste der Schwangeren streichelt. Auch die Löffelchenstellung bietet sich an, wenn die ​Frau entspannt auf der Seite liegt und dabei vom Partner in den Arm genommen wird. Das kann ein besonderes Gefühl der Geborgenheit vermitteln.

​​Intime Momente brauchen keinen Geschlechtsverkehr ​

Sex besteht übrigens aus mehr als Geschlechtsverkehr! Wenn das Eindringen des Penis für das Paar zu umständlich oder doch zu gewagt erscheint, können sie sich der Leidenschaft auch ganz ohne Penetration und ohne Leistungsdruck hingeben. Wohltuende Massagen von Kopf bis Fuß, genussvoller Oralverkehr oder wissende Hände können zu Entspannung als auch zu Orgasmen führen. Wichtig ist immer das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der gegenseitigen Aufmerksamkeit.

​Besonders spannend ist übrigens der Orgasmus. Manche Frauen berichten von ganz besonders intensiven Erlebnissen. Immerhin ist die dabei kontrahierende Gebärmutter ​von der Größe einer Birne auf die einer Wassermelone angewachsen.

​Kann Sex ​Wehen auslösen?

​Ja, das kann er. Allerdings nur, wenn die Geburt ohnehin kurz bevorsteht. Die Samenflüssigkeit enthält Prostaglandine, die als Medikament in Form von Zäpfchen, Tabletten oder Gel vor dem Geburtsvorgang unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden können. Und so wird Sex auch empfohlen, wenn der Stichtag bereits überschritten ist. Solange dieser Termin aber noch in weiter Ferne steht, kann nichts passieren. Entspannte Frauen bekommen allerdings leichter Wehen als müde, erschöpfte Frauen. Und da Sex entspannt, kann er auch als solcher geburtsfördernd wirken. 

​Vorsicht bei sexuell übertragbaren Infektionen

​​​Sollte ​ein Elternteil an einer sexuell übertragbare Infektion (STI) ​erkrankt sein, ist eine Behandlung dringend angesagt. Das Baby selbst ist durch einen Schleimpfropf vor Infektionen geschützt. Steckt sich jedoch die Mutter an, kann das auch Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes haben. Und wer während dieser Zeit sexuelle Kontakte außerhalb der Beziehung pflegt, ist natürlich in der Pflicht, hier Kondome zu benutzen!

​Das Reden über Gefühle und Veränderungen ist wichtig

Paar Reden - Schwangerschaft

Gut ist es, wenn sich Paare in dieser Zeit aufeinander einstellen und miteinander reden. Manche Schwangere ​ziehen sich mehr in sich zurück. Andere befürchten, für ihren Partner nicht mehr attraktiv genug zu sein und gehen möglichen Begegnungen lieber aus dem Weg. Wenn die Partnerin plötzlich keine Lust mehr auf Sex oder auf andere Formen der körperlichen Nähe hat, kann der Partner das nicht immer emotional nachvollziehen und sich vielleicht vernachlässigt oder sogar ungeliebt fühlen. Immerhin ist da plötzlich dieses neue Wesen, das schon im Mutterleib die ganze Aufmerksamkeit der werdenden Mutter beansprucht.

Anderseits sollte sich der Partner nicht darauf versteifen, einzig Sex wäre ein würdiger Liebesbeweis. Beide sollten ​Verständnis für die Gefühle des anderen zeigen. Aber das geht eben nur, wenn beide wissen, was ​dort vor sich geht.

​2. Sex nach der Geburt

​Das Projekt Schwangerschaft ist überstanden, das Baby erfolgreich auf die Welt gekommen. Wie geht es jetzt weiter? Wann dürfen die frischgebackenen Eltern wieder Sex haben? Und wann wollen sie es überhaupt? 

​Geburtswunden ​brauchen Heilung

​Im allgemeinen wird gesagt, dass das Liebesleben ungefähr vier bis sechs Wochen nach der Geburt wieder ​aufgenommen werden kann. So lange dauert es, bis die Geburtswunden verheilt sind. Bei einer natürlichen Geburt kann es zum Dammriss oder Dammschnitt kommen, ein Kaiserschnitt ​hat die Durchtrennung von Bauchmuskeln und Gebärmutter zur Folge. Ungefähr sechs Wochen dauert es auch, bis der Wochenfluss versiegt. Die Innenwand der Gebärmutter sondert in dieser Zeit der Heilung ein Wundsekret ab, was durch das Stillen des Babys beschleunigt werden kann.

Sex nach der Geburt

​Sechs Gründe, warum die Lust oft länger auf sich warten lässt

​Die Geburtswunden sind das eine. Aber auch wenn der Körper es wieder zulässt, ​brauchen viele Paare mehr Zeit, bis sie sich wieder sexuell annähern. Nur 15 Prozent der frischgebackenen Eltern halten ihre Sexualität nach der Geburt für völlig unproblematisch. Das bedeutet, dass 85 Prozent in irgendeiner Form mit Schwierigkeiten zu kämpfen habe​n. Bei einem Drittel verschlechtert sich die sexuelle Beziehung nach der Geburt sogar. Dafür gibt es ganz unterschiedliche Gründe.

​Es ist wichtig, sich über mögliche Folgen zu informieren, um die Klippen gemeinsam umschiffen zu können. ​​​​Paare, die sich dieser Herausforderungen bewusst sind, haben die Möglichkeit, ihre Beziehung zu bereichern.

​1. Schmerzen beim Verkehr

Schmerzen beim Sex nach der Geburt

​Wenn das Eindringen bzw. die Bewegungen des Penis in der Vagina als schmerzhaft empfunden werden, ​sprechen wir von einer Dypareunie. Diese Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind das häufigste sexuelle Problem nach einer Schwangerschaft.

Wir alle wissen, dass wir Situationen, in denen wir Schmerzen empfinden, und sei es nur ein einziges Mal, lieber vermeiden. So ist das hier auch. Macht eine ​frischgebackene Mutter beim Sex die Erfahrung, dass dieser unangenehm ist oder sogar weh tut, wird sie ​sexuellen Situationen eher ​aus dem Weg gehen. Mehr als die Hälfe aller Frauen macht diese Erfahrung beim ersten Mal nach der Geburt. Dadurch können auch Ängste entstehen, etwas sei nicht in Ordnung. Innerhalb der ​ersten sechs Monate ​normalisiert sich die Situation bei den meisten Frauen. 

​Bei ​Müttern, die stillen, dauert es länger als bei nicht-Stillenden, bis sich der Zyklus wieder einstellt und damit auch ein höherer Östrogenspiegel. ​Das Hormon ist wichtig für die Durchblutung und Feuchtigkeit der Vaginalwände und fördert damit auf der körperlichen Ebene das Wohlbefinden beim Verkehr. Wer trotzdem miteinander schlafen möchte, kann auch auf ein Gleitmittel zurückgreifen.

​Apropos Stillen: Es ist immer noch verbreitet, das Stillen als eine Art natürlicher Verhütung gilt. Das stimmt so jedoch nicht. Ein Eisprung kann auch während der Stillzeit ausgelöst werden.

​2. ​Eine Geburt hinterlässt emotionale Spuren

​Nicht unterschätzen werden sollten die emotionalen Auswirkungen einer Geburt. ​​Denn diese ist ein einschneidendes Erlebnis für ein Paar. Egal ob natürlich oder per Kaiserschnitt - eine Frau muss für eine gewisse Zeit die Kontrolle über sich und ihren Körper abgeben. Das Ganze wird in der Regel von immensen Schmerzen begleitet. Ich habe zwar von Frauen ​gehört, die während des Geburtsvorgangs einen Orgasmus hatten. Aber das ist wohl die Ausnahme. Eher kann es zu traumatischen Erlebnissen kommen, wenn eine Geburt nicht nach Plan verläuft. 

Auch der Partner bleibt in der Regel nicht unbeeinflusst von diesen Ereignissen. ​Ein Mann, der seine Partnerin ​bei der Geburt ​begleitet, der hilflos zuschaut, wie sie meist unter Schmerzen und Mühsal ​das Kind ​zur Welt bringt, wird diese Bilder so schnell nicht wieder los. Der Körper der Frau, die er liebt und begehrt, ​​wird im Krankenhaus funktionalisiert. Aus der Vagina zwängt sich ein Kind hervor.

Von der Geliebten zur Mutter, das hat auch einen Einfluss auf sein Lustempfinden. Und manchmal dauert es auch bei einem Mann eine ganze Weile, bis er sich seiner Partnerin wieder auf eine sinnliche Weise nähern kann.

Nicht nur verändert sich durch die Geburt eines Kindes also das Zusammenleben ​eines Paares drastisch, auch die Selbstwahrnehmung und ​der Blick auf den Partner oder die Partnerin bekommen eine neue Dimension. ​Und damit eben auch der Blick auf die bisher so begehrten und erotisch besetzten Stellen des Körpers wie der Brüste oder des Schoßes.

​3. Rückbildung der körperlichen Veränderungen

Während einer Schwangerschaft verändert sich der Körper rasant und Frauen können das Gefühl, als Mutterschiff ihr Baby in sich zu tragen, genießen. Der Begriff "Mutterschiff" fällt mir ein, weil es eine Zeitlang Mode war, T-Shirts mit dieser erfrischenden Aufschrift über dem stark gewölbten Bauch zu tragen.

Nach der Geburt braucht der Körper jedoch Zeit, um die Schwangerschaftsveränderungen zurückzubilden. Da ist nicht nur der Bauch, dessen Umfang sich ja doch erheblich vergrößert hatte. Auch die Muskeln und Bänder im Inneren sind gedehnt. Das kann zu Verunsicherungen führen, ob der Partner oder frau selber beim Sex überhaupt etwas spürt.

Durch die Medien sind wir zusätzlich beeinflusst von Bildern frischgebackener Mütter, die umgehend wieder ihren wohl gephotoshopten Modelkörper zur Schau tragen. Den meisten Frauen ergeht es nach der Geburt jedoch anders, weil es eben einfach eine Zeit braucht, bis der Körper wieder aussieht wie vor der Schwangerschaft.

​4. Schlafentzug ist nicht sexy

Schlafentzug steht hoch im Kurs. Ein Neugeborenes muss ​gerade am Anfang  ​häufig gestillt oder gefüttert werden. Tagsüber, aber auch in der Nacht. Ständiges Wachsein schlaucht und macht müde. Da ist Sex vielleicht gerade nicht so interessant. 

In den ersten Wochen nehmen sich viele Väter frei, um ihr Baby zu entdecken und die Mutter zu unterstützen. Eine interessante Formulierung übrigens, dieses Unterstützen. Denn es deutet an, dass die Frauen für den Nachwuchs zuständig seien. Schöner wäre es, wenn das nicht als Unterstützung sondern als väterliche Freude und Pflicht gelten würde.

Wie dem auch sei, an die Brust legen können sie das Neugeborene trotz aller Liebe nicht. Und wer nicht in die geteilte Elternzeit geht, wird nachts tunlichst nicht gestört, um einigermaßen ausgeruht in den Arbeitstag zu starten. Das Mitgefühl für die schlaflose Partnerin sollte dabei aber nicht der Strecke bleiben.

​​5. Wenn aus einem Duo ein Trio wird, wird alles durchgerüttelt

Seex nach der Geburt

​Die größte Veränderung, die ein Paar jetzt überstehen muss, ist die Verwandlung vom Duo zum Trio. Bisher kreiste das Leben des Paares um die Zweierbeziehung, die Liebe zueinander. Und jetzt ist da jemand Neues. Ein Mensch, der vom ersten ​Augenblick an im absoluten Mittelpunkt steht. Ein Mensch, um den sich ab jetzt die Sonne dreht. Das ist den meisten zwar schon vor der Geburt klar. Aber emotional ​begreifbar wird das erst, wenn das Kind auch wirklich da ist. Und darauf müssen sich beide Partner erst einmal einstellen. 

Ein Kind stellt alles auf den Kopf. Und es beansprucht die Mutter mit jeder Faser seines jungen Lebens.

  • Das kann auf der einen Seite ein ganz wunderbares Gefühl sein. Immerhin ist da dieses kleine Wesen, das sich nach jeder Berührung sehnt und Liebe pur ausstrahlt. Das wärmt das Herz und lässt die Muttergefühle hochschießen.
  • Auf der anderen Seite bleibt keine Zeit für die eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten. Viele Frauen erleben sich mit einem Kind als fremdbestimmt. Ihr ganzer Tagesablauf richtet sich nach den Bedürfnissen des Kindes.​ Und das kann schon sehr anstrengend sein. Eine postpartale Depression lässt sich sicherlich mit Hormonen erklären. Dieses Auf-den-Kopf-stellen des eigenen Lebens  ist aber auch eine ganz besondere Herausforderung.

​Der Partner wiederum war es bislang gewohnt, ​die volle Aufmerksamkeit seiner Partnerin zu genießen. Und nun muss er diese Aufmerksamkeit nicht nur teilen sondern manchmal sogar ganz abgeben. Das ist nicht einfach. Mutter und Kind befinden sich gerade in der Anfangszeit in einer fast s​ymbiotischen Beziehung, bei der er sich in die Rolle des Zuschauer gedrängt fühlen kann. Hier ist es auf beiden Seiten wichtig, Verständnis aufzubringen. Aber auch, sich nicht in der Mutterrrolle zu verlieren. Denn d​ie Beziehung hat trotzdem Bestand und die Liebe untereinander braucht Raum zum Atmen.

​Und wieder hilft reden. Reden über die Belastungen genauso wie über die Freuden.​​​​​

​6. ​Wertschätzung und Attraktivität

Häufig genug ​bleiben Schwangerschaftsstreifen oder Hautfalten am Bauch zurück. Das kann am Selbstbewusstsein nagen und die Lust an ihrer Entfaltung hindern. Da heißt es, diese ​Überbleibsel mit hocherhobenem Kopf zu tragen. Schließlich sind es Zeichen dafür, dass eine Frau etwas Unglaubliches vollbracht hat! Sie darf ganz im Gegenteil sogar stolz sein auf das, was ihr Körper vollbracht hat!

Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber auch, was der ​Vater seiner Partnerin spiegelt. Oft genug wird versucht zu beschwichtigen: "Na, das ist doch gar nicht so schlimm" oder ähnliches. Damit fühlt sich niemand ernstgenommen. Ein halbherziges "Ja, natürlich finde ich dich noch attraktiv" reicht ​​auch nicht aus. Wir alle sind in der Lage zwischen Worten und Emotionen zu unterscheiden. Dank unserer Spiegelneuronen können wir ​in unserem Gegenüber lesen, ob er oder sie es ernst meint mit dem, was er oder sie sagt. Wir spüren, ob wir belogen werden oder aufrichtig mit uns umgegangen wird.

​Es geht doch um Sex, oder? Und davor noch viel mehr darum, sich miteinander wohlzufühlen. Was macht also der Partner? Erstens ruft er sich in Gedächtnis, was seine Partnerin geleistet hat und wofür er sie liebt. Denn da ist so viel mehr als ihr Körper! Und dann gibt er sich Mühe und zeigt ihr mit kleinen Gesten und Liebesbeweisen, wie unglaublich attraktiv er sie in jeder Lebensphase findet. Sogar mit Milchflecken auf dem Pullover. Denn die zeugen davon, dass sie ihr gemeinsames Kind versorgt hat. Damit macht er ihr ein emotionales Geschenk, dass so viel mehr wert ist als Blumen oder halbseidene Komplimente.

​Sex ist nicht der einzige Liebesbeweis

Männern reichen reine Zärtlichkeiten oft nicht aus. Sie möchten mit ihrer Partnerin schlafen, um diesen damit ihre Liebe zu zeigen. Das kann dazu führen, dass Frauen sich bedrängt fühlen. Sie haben den ganzen Tag ein Baby mit sehr viel Hautkontakt in ihrer unmittelbaren Nähe. Ein Baby, das gefüttert, gewickelt, beschützt und lieb gehabt werden will. Ein Baby, das ihre volle Aufmerksamkeit emotional wie körperlich beanprucht. Und dann kommt ein Partner, der auch Beachtung fordert. Und ihren Körper. 

Wenn nicht über Gefühle, Grenzen und Bedürfnisse gesprochen wird, kann das zu Missverständnissen führen. "Er will nur Sex, aber er sieht mich nicht. Er sieht nicht, was ich den ganzen Tag leiste."

Was hilft? Belasse es als Mann bei einer liebevollen Umarmung oder einer entspannenden Massage. Setze deine Partnerin nicht unter Druck. Dadurch kann sie selber ein Verlangen entfalten.

Für Frauen ist es wichtig zu wissen, was Sex einem Mann bedeutet. Er möchte sich auf diese Weise deiner Liebe versichern. Und immerhin ist da ja nun einmal dieses neue Leben, dass deine größte Aufmerksamkeit beansprucht. Sieh es deinem Partner nach, wenn er sich vernachlässigt fühlt und beziehe ihn mit ein.

Liebesbeweis

​Wenn er wirklich gewollt ist, sollte Sex als Priorität ganz oben stehen

Während ein Baby das Leben seiner Eltern auf vielfältige Weise bereichert und ihnen ungeahnte Glücksgefühle verschafft, bleibt oft kaum mehr Zeit füreinander. Vor allem keine Zeit für das ehemalige Liebespaar. Ehemalig schreibe ich extra, denn viele Paare nehmen sich in der Anfangszeit vor allem als Eltern wahr. Sie haben eine große Verantwortung, die sie von früh bis spät auf Trab hält. Wenn beide abends erschöpft ins Bett fallen, steht Erotik auf der Liste der To-Do-Dinge ganz weit unten. Verständlicherweise.

Aber Sex findet nur statt, wenn wir ihm auch eine Priorität einräumen. Das bedeutet, dass Sex wieder auf die Liste muss und zwar ganz nach oben. Allerdings nur, wenn das Paar das auch so möchte! Sex ist ja keine Pflicht sondern ein Vergnügen, für das Zwang Gift ist. 

Manchmal reicht es auch schon, einfach nur allein miteinander zu sein und sich im Arm zu halten. Dafür braucht es ein paar Freiräume. Welche Möglichkeiten gibt es, das Kind für eine gewisse Zeit abzugeben? Ein paar Stunden am Anfang und vielleicht sogar einmal ein ganzes Wochenende, wenn das Kind soweit ist? Auch Kinder profitieren davon, wenn die Eltern entspannt miteinander umgehen und sich wohlfühlen.

​3. Die Unterstützung durch den Partner ist in jeder Phase wichtig!

​Sowohl während als auch nach der Schwangerschaft ist der Partner immer und in jeder Hinsicht gefragt. Sie braucht seine Unterstützung, sowohl emotional als auch ganz praktisch. Eine Frau, die sich allein um ​den Nachwuchs und den Haushalt ​und womöglich noch ihren Job kümmern muss, kann sich schnell mit der Last allein gelassen fühlen. 

Das Problem besteht meiner Meinung nach darin, dass immer noch der überwiegende Teil der Väter nach einer gewissen Zeit in den Job zurückkehrt und damit zumindest tagsüber wieder das gewohnte Leben führt. Wer dann erst spät nach Hause kommt, ​bekommt das Familienleben eigentlich nur am Wochenende mit. Da kann schnell das Verständnis für die "zuhause bleibende" Mutter hintenüber fallen. 

​Was hilft, wenn sich die Zeiten und Verantwortlichkeiten nicht anders aufteilen lassen? Reden. Sich Zeit füreinander nehmen und in diesem Fall auch über den Alltag sprechen.

  • Was habt ​Ihr erlebt?
  • ​Mit welchen Problemen ha​ttet Ihr tagsüber zu kämpfen?
  • ​​Was war besonders schön?
  • ​Wobei wünscht Ihr euch Unterstützung?
  • ​Und woran möchtet Ihr den anderen oder die andere teilhaben lassen?

​Gegenseitige Wertschätzung ist immens wichtig und fördert das Wir-Gefühl. Nur wer sich für die Bedürfnisse des oder der anderen interessiert, ist auch bereit, auf den anderen oder die andere einzugehen.

​Wer um diese ganzen Veränderungen weiß und sich darauf vorbereitet, wer emotional als auch praktisch für die Partnerschaft da ist, hat gute Chancen, das Liebesleben nicht nur zu erhalten sondern auch zu bereichern.

Wenn allerdings auch nach einem Jahr noch immer eine unerwünschte erotische Funkstille herrscht, sollte ein Paar überlegen, jemanden hinzuzuziehen, um mögliche Kommunikationsprobleme ​zu bewältigen. Manchmal braucht es auch einfach Zeit, bis beide wieder bei sich angekommen sind. Ein Kind stellt das Leben auf den Kopf! Und wer weiß, vielleicht entdeckt ein Paar seine Sexualität dann noch einmal ganz neu!

Den passenden Podcast zum Thema findest Du hier: Vom Sex in der Schwangerschaft. Achtung, da kommt ein Penis!

​Quelle: Angelika Eck: Der erotische Raum. Fragen der weiblichen Sexualität in der Therapie, Heidelberg 2016