Vorzeitige Ejakulation: Was tun, wenn Männer zu früh zum Samenerguss kommen?

Du kommst zu früh? Aber was bedeutet das genau? Kommst Du zu früh für den Orgasmus Deiner Partnerin? Oder kommst Du zu früh, um überhaupt Spaß am Sex zu haben? Hast Du das Gefühl, keine Kontrolle über Deine Ejakulation zu haben? Bekommst Du also eine vorzeitige Ejakulation?

Jeder fünfte Mann leidet lebenslang oder zeitweilig unter einem vorzeitigen Samenerguss. Neben Erektionsproblemen ist das damit die häufigste Sexualstörung! Aber nur sehr wenige Männer suchen sich tatsächlich Hilfe. Zu peinlich, zu wenig Hoffnung auf eine Besserung. Dabei ist Hilfe möglich! 

Du findest hier die wichtigsten Informationen über die vorzeitige Ejakulation und kannst entscheiden, ob Du bereit dafür bist, etwas an Deiner Situation zu ändern und den Samenerguss zu verhindern. Ja, ich frage Dich tatsächlich, ob Du wirklich bereit dafür bist. Denn ein Symptom wie der vorzeitige Samenerguss hat auch immer eine Bedeutung. Er kann ein Schutz vor zu viel Nähe sein. Und so einen Schutz wollen wir manchmal gar nicht so gern hergeben.

Der Online-Kurs: Nie mehr zu früh kommen

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1. Wenn ein Mann die Kontrolle über seinen Orgasmus verliert

„Oh nein“, denkt er, „nicht schon wieder!“ Endlich hat er es geschafft, seine Angebetete liegt vor ihm! Und was er sich nicht alles vorgenommen hat: Den Sex mit ihr so richtig auskosten, ihr zeigen, wie sehr er sie liebt und begehrt. Vor lauter Vorfreude und Aufregung ist es aber auch schon wieder vorbei: Denn er ist fertig, bevor es überhaupt richtig losging. Mit anderen Worten, er ist zu früh gekommen.

Aber was genau bedeutet dieses „zu frühe Kommen“? Wenn wir als Maßstab den Orgasmus der Frau anlegen, dann kommen sehr viele Männer zu früh. Einen gemeinsamen Orgasmus zu erreichen, zählt nicht umsonst als Königsdisziplin beim Sex. Und Frauen brauchen oft einfach länger als Männer, bis sie die Erregungskurve ausreichend erklimmt haben.

Wenn Du also vor Deiner Partnerin zum Höhepunkt kommst, obwohl Du eine ganze Weile abwarten kannst, ist dies zwar auch nicht immer so gewünscht, aber noch lange kein Beinbruch. Denn hier hast Du es meist selber in der Hand. Du kannst deinen Orgasmus willentlich steuern. Und wenn Du dann vor Deiner Partnerin kommt, dann vielleicht eher,​

  • weil sie Dir zu verstehen gibt, dass Du jetzt kommen darfst.
  • weil Du keine Lust mehr hast, auf sie zu warten.
  • weil Dir der Orgasmus Deiner Partnerin gar nicht so wichtig ist.
  • weil es gerade jetzt doch so erregend ist, dass Du alles um sich herum vergisst.

2. Die Definition: Vorzeitige Ejakulation - Wann ist zu früh zu früh?

Vorzeitiger Samenerguss - Ejakulation kontrollieren

In der Sexualtherapie und in der Sexualmedizin gibt es den Begriff Ejaculatio praecox (EP). Dieser steht für den vorzeitigen Samenerguss. Was man nun genau darunter versteht, lässt sich schwer beantworten. Schon eine einheitliche Definition dafür zu finden, erweist sich als schwierig. So gibt es derzeit insgesamt neun verschiedene Definitionen!

Die einen fangen an bei „früher als die Person es wünscht“ - was den Zeitraum völlig offen lässt. Und die anderen geben es ganz genau vor: Bis hin zu 15 Sekunden nach dem Eindringen in die Vagina.

Eine gängige Definition lautet: „Eine Ejakulation, die immer oder fast immer vor oder innerhalb von etwa einer Minute nach Einführen des Gliedes in die Scheide erfolgt, mit Unfähigkeit zur Verzögerung der Ejakulation bei jeder oder fast jeder vaginalen Penetration und mit negativen persönlichen Folgen, wie etwa Leidensdruck, Ärger, Frustration und/oder die Vermeidung sexueller Intimität.“ Vagina, nicht Anus wohlbemerkt. Der wird bei allen Definitionen vergessen.

15 Sekunden, eine Minute, wer kann das nun schon so genau messen? Das Zeitgefühl ist beim Sex verändert und wird von beiden Partnern zudem auch noch unterschiedlich wahrgenommen. Die Partnerin müsste schon mit einer Stoppuhr ausgestattet sein. Und wäre sie das tatsächlich, würden sich die Bedingungen für den ohnehin schon gebeutelten Liebhaber noch einmal verschlechtern. Und so stoßen wir hier auf eine nicht zu vernachlässigende Schwierigkeit bei der Diagnose.

Letztlich bedeutet zu frühes Kommen, dass Du innerhalb kürzester Zeit auf einem hohen Erregungsniveau bist, keine Kontrolle über Deinen Orgasmus hast und nicht willentlich steuern kannst, wann Du kommen möchtest. Du kannst den Zeitpunkt nicht selbst bestimmen und diesen auch nicht hinauszögern.

Von einer Ejaculatio praecox sprechen wir daher, wenn Du

  • schon vor dem Eindringen in die Vagina kommst.
  • während des Eindringens in die Vagina kommst.
  • wenige Stöße nach dem Eindringen in die Vagina kommst.

3. Was ist die IELT? - Vorzeitige Ejakulation (verzögert)

Mit der IELT wird die intervaginale Ejakulations-Latenzzeit beschrieben, also die Zeit, die Dein Penis in der Vagina verbringt, bevor er den Samen herausstößt. Und sie wird tatsächlich am besten von Deiner Partnerin beim Geschlechtsverkehr mit einer Stoppuhr gemessen. Im normalen Leben ist die genaue IELT aber gar nicht so wichtig. Es reicht ja, wenn Du weisst, dass Du schneller kommst, als Du es gern hättest. Aber in wissenschaftlichen Studien und besonders bei der medikamentösen Behandlung geht es tatsächlich um Sekunden. Wie Du jedoch noch lesen wirst, können auch Medikamente keine Wunder bewirken.

Wusstest Du eigentlich, dass ein durchschnittlicher Geschlechtsverkehr  auch nur sechs Minuten dauert? Wenn Du Dir das nächste Mal einen Pornofilm anschaust, achte einmal darauf, wie sehr Film und Realität auseinanderklaffen! 

Wenn vor einer Umfrage nicht darüber aufgeklärt wird, was genau unter dem zu frühen Kommen verstanden wird, schnellen die Zahlen schlagartig in die Höhe. ​Denn dann melden sich auch diejenigen Männer, die mit einer IELT von fünf Minuten unzufrieden sind. Fünf Minuten sind aber fast Durchschnitt! Unrealistische Erwartungen und Fehlinformationen spielen bei der Wahrnehmung der eigenen sexuellen Zufriedenheit eine große Rolle.

Und noch etwas:

  • Frauen finden, dass ihre Partner zu schnell sind.
  • Männer finden hingegen, dass ihre Partnerinnen zu lange brauchen.​

Es ist also immer eine Frage des Standpunktes.​

4. Subjektive und kulturelle Unterschiede 

In der oben ausgeführten Definition wird der Leidensdruck angesprochen. Der ist es vor allem, der einen Mann zu dem Schluss kommen lässt, dass er eindeutig zu früh kommt. Und so spielen das eigene, subjektive Empfinden und auch kulturelle Gegebenheiten eine ganz wichtige Rolle:

  • Im Mittleren Osten geben 12,4% der Männer an, unter einem vorzeitigen Samenerguss zu leiden.
  • In ost-asiatischen Ländern sind es 29,1%.
  • In mittel- und südamerikanischen Ländern haben wir eine Verbreitung von 28,3%.
  • Mit 20,7% in Nordeuropa und 21,5% in Südeuropa liegen die westlichen Industrieländern ungefähr in der Mitte.

Woher kommen diese unterschiedlichen Zahlen? Warum geben die Männer des Mittleren Ostens so viel weniger an, unter einer vorzeitigen Ejakulation zu leiden? Das ist tatsächlich der kulturelle Unterschied. Vermutlich kommen diese Männer auch nicht früher oder später als die anderen. Aber hier hat die weibliche Sexualität einen nicht so hohen Stellenwert. Und wenn der Orgasmus der Frau nicht so wichtig ist, ist auch der subjektive Leidensdruck gleich viel geringer. Wer nun wieder nicht leidet, hat auch kein Problem. So einfach ist das. In ost-asiatischen Ländern hingegen spielt der weibliche Orgasmus eine besonders große Rolle. Dies sind die Regionen, aus denen die tantrische Philosophie kommt. Wer hier vor der Partnerin kommt, fühlt sich viel schneller von seinem Orgasmus überrumpelt.

Halten wir fest - Der frühe Samenerguss


Je höher die Verbreitung der Ejaculatio praecox, desto wichtiger die weibliche Sexualität. Drehen wir das um, wird ein Schuh daraus: Wenn Du unter Deinem vorzeitigen Samenerguss leidest, hat die sexuelle Erfüllung Deiner Partnerin ganz offensichtlich eine Bedeutung für Dich. Denn sonst wäre es Dir vielleicht egal. Das ist es aber nicht. Und das sagt doch eindeutig etwas Gutes über Dich aus!

Spannend in diesem Zusammenhang ist übrigens, dass es die „Störung“ Ejaculatio praecox erst seit den Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts gibt. Zu dieser Zeit rückte der weibliche Orgasmus in den Fokus der Öffentlichkeit. Dadurch wurde es zunehmend wichtiger für den Mann, länger zu können und die Frau sexuell zu befriedigen. Davor wurde der vorzeitige Samenerguss gar nicht als Störung betrachtet.

Da stellt sich natürlich die Frage, ob es auch einen „rechtzeitigen“ Samenerguss gibt. Und wäre der dann vor, während oder nach dem Orgasmus der Frau???

5. Wen trifft es besonders? Jüngere oder ältere Männer?

Alle. Zwar ist der vorzeitige Samenerguss unter den jungen Männern die am häufigsten auftretende Sexualstörung. Trotzdem liegt sie insgesamt bei ca. 20% durch alle Altersgruppen hindurch! Jeder fünfte Mann leidet lebenslang oder zeitweilig darunter, zu früh zu kommen! Und die wenigsten Männer suchen sich Hilfe beim Arzt oder Therapeuten. Das ist doch ein herausragender Grund, hier einen fundierten Kurs aufzubauen, um aufzuklären und zu helfen.

Dass junge und ältere Männer aus ganz unterschiedlichen Gründen zu früh kommen können, möchte ich an einem Beispiel zeigen:

  • Junge Männer sind wie Rennpferde. Sie sind voller Kraft und stehen auf Geschwindigkeit. Und so geben sie Hackengas und preschen los. Ab ins Ziel! Fertig! Erster! Gewonnen! Mit sich allein darf es auch gern schnell gehen. Nur ist das etwas, das ​in der Zweisamkeit oft nicht so gut funktioniert. Junge Männer ​befinden sich mit ihren erotischen Fähigkeiten noch auf Entdeckungsreise und ​lernen nach und nach, so richtig in sich hineinzuspüren.
  • Ältere Männer hingegen sind erfahrene Reiter. Sie kennen alle Tricks, sie lieben Umwege und schauen sich in aller Ruhe die Landschaft an. Sie wissen, worauf es ihren Gefährtinnen ankommt und haben hoffentlich gelernt, dass Pferdestärken nicht alles sind. Allerdings kann hier die Angst aufkommen, das Ziel gar nicht zu erreichen, weil das Pferd (die Erektion) vorher schlapp macht. Also preschen auch sie unbewusst los, um ja nicht auf der Strecke zu bleiben. Ups, schon fertig?
Samenerguss Mann

6. Die vier Formen der vorzeitigen Ejakulation

Peer Briken und Michael Berner beschreiben im "Praxishandbuchs für sexuelle Störungen" vier unterschiedliche Typen. Mit gefällt diese Einteilung. Sie bezieht zum einen die Männer mit ein, die laut Stoppuhr zu früh kommen als auch diejenigen, die eine hohe Erwartungshaltung an sich haben. Schau einmal, ob Du Dich hier wieder findest. 

6.1 Der lebenslange vorzeitige Samenerguss (Er kommt immer zu früh):

Diesen hast Du, wenn Du schon immer, vom ersten erotischen Erlebnis an, bei jeder Frau und in jeder Situation zu früh gekommen bist. Vier von fünf dieser Männer kommen schon nach spätestens 60 Sekunden, die restlichen nach bis zu zwei Minuten. Es wird heute in der Sexualmedizin davon ausgegangen, dass in diesen Fällen neurobiologische oder genetische Faktoren die Ursache sind. Empfohlen wird daher eine medikamentöse Behandlung. Antidepressiva wie die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer verzögern die Ejakulation, wenn auch nur um sehr kurze Zeiträume von wenigen Minuten.

Sicher ist es jedoch nicht, was wirklich dahinter steckt. Die Tiefenpsychologen könnten andere Ursachen finden, die eher in den frühkindlichen Entwicklungsphasen liegen. Es könnte eine Nähe-Distanz-Problematik dahinterstecken, eine tiefe Angst vor der Weiblichkeit oder ein unsicheres Bindungserleben. Was es genau ist, werden wir hier an dieser Stelle nicht herausfinden. Dazu brauchst Du eine therapeutische Unterstützung von einem Sexualtherapeuten. Ich würde mich trotzdem oder gerade deswegen nicht auf Medikamente zurückziehen sondern dreigleisig fahren: Medikamente für eine schnelle Lösung (wenn dir das Sicherheit gibt), unsere Verhaltensübungen und eine begleitende Therapie für langfristige Veränderungen.

Dieser Typ ist Studien zufolge der am geringsten Verbreitete.​

6.2 Der erworbene frühzeitige Samenerguss (Wie verhindern?)

Dieser ist nicht von Anfang an da, sondern tritt nach einer störungsfreien Zeit plötzlich auf oder bürgert sich schleichend ein. Das bedeutet, dass er auch genauso wieder verschwinden kann! Die Verweildauer in der Vagina (IELT) liegt bei unter zwei Minuten.

Hier ​solltest Du Dir genau anschauen, was zu den Veränderungen führt. Was könnte der Auslöser gewesen sein? Gibt es medizinische Ursachen? Neue Medikamente? Anforderungen, denen Du Dich nicht gewachsen fühlst? Schwierigkeiten im Rest Deines Lebens? Eine neue Partnerin? Probleme in der Beziehung? Partnerschaftsprobleme scheinen bei der Entstehung dieses Typs eine besondere Rolle zu spielen. Daher ist es wichtig, zuerst einmal die Paardynamik zu verstehen.

Und auch hier kannst Du mit unseren Übungen lernen, Stress abzubauen, Dich zu entspannen und Dich wieder besser zu spüren.

6.3 Der natürlich variable Typus (zu schnell kommen)

Hier läuft es mal so und mal so: Heute kannst Du, solange Du willst und morgen kommst Du zu früh. Es ist eher das Gefühl des Kontrollverlustes als der tatsächliche Verlust. Obwohl wir in unserem Leben schon so oft erlebt haben, dass sich alles ändert, denken wir in der Sexualität anders. Hier meinen wir, wie Maschinen immer volle Leistung bringen zu müssen. Wir können uns gar nicht vorstellen, dass unser erotisches Erleben auch variabel sein könnte und von vielen Faktoren abhängig ist:

  • Vielleicht hast Du zu viel getrunken.
  • Vielleicht warst Du einfach nur müde.
  • Vielleicht hast Du länger keinen Sex mehr gehabt.
  • Vielleicht warst Du besonders aufgeregt, erregt oder unsicher.

Vielleicht kommst Du wirklich zu früh, vielleicht ist aber auch alles ganz wie immer. Auf jeden Fall kann das schnell passieren und ist kein wahrlich noch kein Grund zur Besorgnis.

Wenn Du also eigentlich selber darüber bestimmen kannst, wann Du kommst, dann überlege einmal, warum es manchmal anders ist. Was hat sich verändert? Ich bin mir sicher, dass Dir da etwas auffallen wird!

Unsere Übungen helfen Dir dabei, Dich selber besser wahrzunehmen und zu erkennen, welche Stärken Du hast.​

6.4 Der subjektiv empfundene vorzeitige Samenerguss

Wenn Du unter diesem Typus leidest, kannst Du Deinen Orgasmus vermutlich ziemlich lange hinauszögern. Vielleicht sogar länger als die meisten anderen Männer. Aber in Deinem Kopf hält sich trotzdem fest die Vorstellung, dass Du zu früh kommst. Wir haben ja oben bei der Verbreitung der Ejaculatio praecox gesehen, dass Männer ihre Ejakulationsgeschwindigkeit sehr unterschiedlich wahrnehmen. Vielleicht bist Du der Überzeugung, dass Deine Partnerin zuerst kommen sollte. Und vielleicht dauert es bei ihr nun wieder besonders lange. Oder Dir hat jemand schon bei Deinen ersten sexuellen Erfahrungen gesagt, Du kämest zu früh oder hat Dich anderweitig kritisiert. Vielleicht war das auch so. Das wäre sicherlich nichts Ungewöhnliches in so jungen Jahren.

Dein Problem ist nicht Dein Penis sondern Dein Kopf! Deshalb solltest Du Deine Erwartungshaltung hinterfragen. Und schauen, warum Du so unter Druck stehst. Auch das ist allein nicht so einfach. Denn da ist ja etwas, das Dich ganz stark beschäftigt.

Unsere Übungen können auch Dir dabei helfen, Selbstsicherheit im Umgang mit Deiner Sexualität zu gewinnen.

7. Die Folgen: Dauerhaft zu früh kommen

​Egal, ob Du nun nach der Definition zu früh kommst oder Deinen Orgasmus nur nicht lange genug für Deine Partnerin hinauszögern kannst: Es entstehen daraus Leidensdruck und Beziehungsprobleme. Jeder zweite Mann hat das Gefühl, seine Partnerin im Stich zu lassen. Aus Angst vor dem Versagen wird die Intimität oft ganz vermieden. Du ziehst Dich zurück, Du suchst Ausreden, Dein Selbstbewusstsein sinkt in den Keller.

Und eine Frau, deren Partner immer wieder zu früh kommt, der sich zurückzieht und nicht mit ihr redet, kann ihn als selbstsüchtig empfinden. Aus Enttäuschung, Schuldgefühlen, Frustration, Wut, Angst und Verleugnung bildet sich ein Kreislauf, aus dem ein Paar alleine nur sehr schwer herauskommt.

Beziehungsprobleme können anderseits auch erst der Auslöser für den vorzeitigen Samenerguss sein.

8. Die Ursachen zum vorzeitigen Samenerguss

Was kann dahinterstecken, wenn Du zu früh kommst? Wenn wir einmal davon absehen, dass die Sexualmedizin in einigen Fällen von einem Ungleichgewicht bei den Neurotransmittern ausgeht, haben wir viele verschiedene und ganz individuelle Ursachen, die miteinander verbunden sind. Wir nennen das biopsychosozial: Körper, Psyche und Beziehung. Es gibt immer auch eine psychische Komponente bei der Sache. Dein Körper verhält sich nicht einfach so. Es steckt noch etwas anderes dahinter. Und dafür ist der vorzeitige Samenerguss ein Symptom.

  • Der starke Wunsch nach Verschmelzung
  • Oder die Angst gerade vor Nähe und Verschmelzung
  • Wenig Achtsamkeit dem eigenen Körper gegenüber
  • Das Gefühl, sich beweisen zu müssen
  • Falsche Erwartungen an die eigene Leistungsfähigkeit
  • Eine einseitige Technik bei der Selbstbefriedigung
  • Wenig sexuelle Erfahrung
  • Depressionen
  • Starker Stress
  • Angst
  • Die Einnahme von Medikamenten
  • Der Wunsch nach einer intensiveren Stimulation
  • Fehlende Lust
  • Eine erhöhte Sensibilität des Penis
  • Eine Beziehungsproblematik

​Dem letzten Punkt kommt insofern eine besondere Bedeutung zu, da sexuelle Probleme immer auch Paarprobleme sind. Die Partnerinnen von Männer mit einer EP leiden oft selber an sexuellen Probleme wie dem Vaginismus (hierbei ist das Eindringen in die Vagina nicht oder nur unter Schmerzen möglich) oder der Unfähigkeit, einen Orgasmus zu erreichen. Auch finden wir in diesen Partnerschaften häufig eine große Unzufriedenheit, mangelnde Sensibilität oder Schwierigkeiten in der Kommunikation. Es lohnt sich also durchaus, etwas mehr Energie in die Beziehung zu stecken!

In diesem Kurs können wir keine tiefliegenden Ursachen herausarbeiten. Dafür brauchst Du eine therapeutische Begleitung. Wir können Dir aber dabei helfen, Deine Sicherheit zurück zu gewinnen und Dich besser zu spüren.

Nur wenige Männer mit einer EP suchen übrigens einen Arzt oder Therapeuten auf. Die meisten schämen sich viel zu sehr, glauben nicht an eine Besserung oder haben Angst, dass ihre Sexualität ihre Spontanität verliert. Schade, oder?

9. Was hilft beim zu schnell kommen verhindern noch? Was tun? Therapie, Übungen oder Medikamente?

Es gibt verschiedene Behandlungsoptionen:

  • Verhaltenstherapie: ​Dies ist ​ein wichtiger Teil unseres Online-Kurses. Du lernst über unterschiedliche ​Methoden, Deinen Orgasmus zu kontrollieren und bewusst hinauszuzögern. Diese Methoden basieren ​auf Elementen aus verschiedenen Sexualtherapieformen. Du wirst lernen, Dich zu entspannen, Deinen Körper besser wahrzunehmen, Dein Becken zu bewegen, Deine Erregung besser zu steuern, Deinen PC-Muskel zu stärken und Deinen Point of no return (PONR) besser einzuschätzen. Die relativ weit verbreitete Squeeze-Methode werden wir nicht anwenden. Der Schmerz, der durch das Zusammendrücken der Eichel auftritt, kann ein Vermeidungsverhalten auslösen. Dafür haben wir viele andere gute Methoden für Dich entwickelt!
  • Andere Therapieformen: In tiefenpsychologisch orientierten Therapien gehst Du an die Ursachen Deiner Ängste oder Bindungsstörungen. In der Gesprächstherapie lernst Du, Dich selber mit Deinen Bedürfnisse besser wahrzunehmen und Dich weiterzuentwickeln. In der Paartherapie steht Deine Beziehung im Vordergrund.
  • Kondome verzögern oft den Orgasmus: Viele Männer klagen darüber, dass Kondome eben nicht gefühlsecht sind. Genau das kannst Du Dir zu Nutze machen! Verwende ein Kondom. Es gibt zudem Kondome, die speziell für Männer mit einer vorzeitigen Ejakulation entwickelt wurden. Diese sind innen mit Lokalanästhetika wie Lidocain oder Prilocain beschichtet. Das soll die Eichel betäuben und die Empfindlichkeit herabsetzen. Hier berichten Männer von sehr unterschiedlichen Erfahrungen. Das hängt sicherlich auch von der Konzentration des Medikaments ab. Probiere es ruhig selber einmal aus, falls Dir die Verwendung eines Kondoms nichts ausmacht.
  • Cremes (gegen zu früh kommen): Es gibt spezielle Cremes, die vor dem Verkehr auf die Eichel aufgetragen werden. Diese Medikamente findest Du in der Apotheke zum Beispiel unter den Markennamen Emla. Auch diese enthalten die oben genannten Lokalanästhetika. Dies solltest Du schon eine Weile vor dem Ereignis tun, damit sie auch wirken können. Wenn Du kein Kondom verwenden möchtest, ist es wichtig, dass Du die Creme vorher wieder abwäschst, da sie sonst mit der Vagina Deiner Partnerin in Berührung kommt. Auch hier würde ich sagen, probiere es einfach aus. Es kann nicht schaden.
Ejakulation Medikamente
  • Medikamente: Serotonin gilt als der wichtigste Neurotransmitter, wenn es um die Ejakulation geht. Neurotransmitter sind Botenstoffe, die im Gehirn ausgeschüttet werden. Und weil man davon ausgeht, dass es speziell bei dem lebenslangen vorzeitigen Samenerguss Schwierigkeiten bei dieser Ausschüttung gibt, greifen Medikamente in diesen Stoffwechsel ein.

    So wurde das Medikament Dapoxetin, ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), speziell für die Ejaculatio praecox entwickelt und zugelassen. Der Markenname des Medikaments lautet Priligy. Du kannst es Dir bei einem Arztbesuch von einem Urologen oder Sexualmediziner verschreiben lassen und bei Bedarf 1,5 bis 2 Stunden vor dem Verkehr einnehmen. Die Wirkung hält bis zu drei Stunden an. Du hast damit ausreichend Zeit und kannst ganz gelassen an Dein erotisches Erlebnis herangehen.

    Bei Dapoxetin handelt es sich um ein Antidepressivum, das als Nebenwirkung den erhofften verzögerten Samenerguss hat - (ein zu früh kommen verhindern). Das ist allerdings nicht die einzige Nebenwirkung: Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Durchfall treten ebenfalls häufig auf. Es gibt noch weitere Medikamente wie Paroxetin, Sertalin, Fluoxetin oder Citalopram, die jedoch keine spezielle Zulassung für die EP haben. Eines haben sie alle gemeinsam: Du brauchst ein Rezept. Und das ist auch richtig so, denn bei bestimmten Risikofaktoren darfst Du das Medikament nicht einnehmen.

    Du solltest Dir allerdings nicht zu viel davon erhoffen, denn die Zeit bis zur Ejakulation wird nur um das zwei- bis dreifache verlängert, also von einer Minute auf vielleicht drei Minuten. Wenn Du bisher nur ein paar Sekunden bis zur Ejakulation brauchst, ist dies also noch lange keine wahnsinnige Veränderung. Aber es kann dir schon einmal zeigen, dass es aufwärts geht und damit Dein Selbstbewusstsein stärken.
  • PDE-5-Hemmer werden von Männern mit Erektionsproblemen und Erektionsstörungen eingenommen. In einigen Fällen treten diese zusammen mit einer vorzeitigen Ejakulation auf. Und tatsächlich wirken sich diese Medikamente nicht nur positiv auf die Erektion aus. Auch die IELT kann dadurch maßgeblich verlängert werden.
  • Operationen: Puh, das ist harter Tobak! Ich durfte mir 2016 auf einer Fachtagung einen Film über eine solche Operation ansehen. Die Haut wurde an der Eichel angeschnitten und vom Penis abgezogen. Anschließend wurden die feinen Nerven, die am Schaft entlanglaufen und in der Eichel münden, säuberlich Stück für Stück durchtrennt. Abgesehen davon, dass Du eine solche Operation natürlich aus eigener Tasche bezahlen musst, ist es auch nicht nachgewiesen, dass sie wirklich hilft. Ich würde Dir raten, wirklich ALLES andere auszuprobieren, bevor Du an einen solchen Schritt überhaupt auch nur denkst!